Sesam

Sesam also. Man kann und will ihm ja auch gar nicht wirklich entkommen. Er ist auf dem Sonntagsbrötchen, auf dem Bagel, auf Ihrem Hamburger-Bun, auf dem Fladenbrot, auf dem chinesischen Take-away-Hühnchen und im Za’atar, falls Sie sich mit Gewürzen aus dem Mittleren Osten auskennen, und noch in so einigen anderen leckeren Dingen.

Der, die, das ...

„Das Video-Klassenzimmer“, „Die 1-2-3-Straße“, „Spaßstraße“: So wenig inspirierend lauteten in etwa die Vorschläge, als es darum ging, der bis dato nur „edukative Vorschulfernsehserie“ genannten Sendung einen passenden und vielleicht etwas kindgerechteren Namen zu geben. Und als die entsprechende Pressekonferenz zum Start der Serie 1969 praktisch unmittelbar vor der Tür stand, waren die ganzen kreativen Macher immer noch keinen Schritt weiter, sodass die Sache nun mit dem Brecheisen gelöst werden musste.

Einer der Autorinnen, Virginia Schone, war zwar bereits irgendwann schon mal der Name „Sesame Street“ eingefallen, aber niemand im Team war so richtig begeistert von der Idee. Und so blieb dem verantwortlichen Produzenten Dave Connell damals gar nichts anderes übrig, als ein Memo an die Belegschaft zu schicken: „Wenn niemandem etwas Besseres einfällt, heißt das Ding ab Montag Sesame Street“. Oder wie Joan Ganz Cooney, Sesamstraße-Erfinderin, später sagte: „Wir haben uns einfach für den am wenigsten schlimmen Titel entschieden.“ So kann’s gehen …

Wer, wie, was …

Dann schreiben wir das Jahr 1973 und jetzt ist auf deutschen Bildschirmen plötzlich so richtig was los, zumindest was die Kleinen und Kleinsten betrifft: Die „Sesamstraße“ ist in Deutschland angekommen.

Ausgerechnet der NDR hatte nämlich erstaunlicherweise dereinst zunächst als einziger ausländischer Sender überhaupt die Ausstrahlungsrechte für die in den USA bereits mächtig erfolgreiche TV-Serie erhalten. Und die Sesamstraße war ja nicht irgendein weiteres Fernsehprogramm, das dort durchs Kabelnetz schoss: Es war die allererste Serie ganz speziell für Vorschulkinder überhaupt. So lief dann fortan auch in Deutschland, zweimal täglich, morgens und am ziemlich frühen Abend, die Sesamstraße auf den deutschen Empfangsgeräten.

In den ersten paar Jahren beschränkte sich der NDR noch auf nachsynchronisierte Originalfolgen und zeigte zwischen 1973 und 1975 insgesamt 250 Folgen der Sesame Street – gerne auch vielfach wiederholt.

Ab 1976 allerdings – und nach einigem Hin und Her – wurde die originale Rahmenhandlung im deutschen Fernsehen nicht mehr gezeigt. Mehrere der Originalfiguren, allen voran Oskar (der mit der Mülltonne), hatten bei der doch sehr besorgten deutschen Elternschaft teils äußerst vehemente Proteste hervorgerufen. Also wurde die ursprüngliche Rahmenhandlung zunächst einmal durch eine filmisch erzählte Geschichte ersetzt, die allerdings nicht mehr in einer Straße, sondern eher in einem Haus spielte, was wiederum dazu führte, dass der Titel „Sesamstraße“ plötzlich überhaupt keinen Sinn mehr ergab.

Folgerichtig ersetzt wurde die Sesamstraße nun durch die Reihe „Bumfidel, die lustigen Geschichten eines Lausejungen“, der mit seiner alleinerziehenden Mutter in Hamburg lebt. Tja.

Wieso, weshalb, warum …

Keine Sesamstraße mehr?! Na ja, irgendwie sind wir ja dann doch alle mit der Sesamstraße aufgewachsen, also gab es sie natürlich weiter – ab 1978 dann endlich auch in der uns am besten bekannten deutschen Version. Und wenn Sie das jetzt wissen möchten: Im Bayerischen Rundfunk wurde keine einzige Folge der Sesamstraße gezeigt …

Übrigens war es natürlich in der Zwischenzeit längst nicht bei Deutschland und dem NDR geblieben: Heute wird die Sesamstraße in 150 Ländern in 70 verschiedenen Sprachen ausgestrahlt.

Und nicht nur das: Passend zu den jeweiligen Bräuchen, Kulturen und bildungsrelevanten Themen des jeweiligen Landes wurden und werden die einzelnen internationalen Versionen inhaltlich und visuell angepasst. So hat zum Beispiel die südafrikanische Version eine HIV-positive Figur namens Kami, die israelische Version behandelt verstärkt das Thema „gegenseitiger Respekt“ und die chinesische Version priorisierte damals zeitnah das korrekte Verhalten in ernsten Notfällen (in Reaktion auf das Sichuan-Erdbeben von 2008).

Wer nicht fragt …

Sesam also.

Das, was wir Sesam nennen, ist der Samen der Sesamum-indicum-Frucht und stammt ursprünglich wohl von den indonesischen Sunda-Inseln, aus Pakistan oder aus dem nordwestlichen Indien – hier streiten sich die Gelehrten gerade noch ein bisschen. Er ist außerdem eine der ältesten bekannten Ölpflanzen der Welt und wird immerhin seit mindestens 4.000 Jahren als solche kultiviert. Belegt ist, dass er in China seit mindestens 2.000 Jahren genutzt wird, und es gibt gute Hinweise dafür, dass die Ölgewinnung aus Sesamsaat in der östlichen Türkei bereits seit etwa 900 bis 700 vor Christus praktiziert wurde. Aber auch in Ägypten (hier allerdings erst so um 400 bis 100 vor Christus – überhaupt tat sich der Sesam in Afrika zunächst auffallend schwer, was seine Verbreitung angeht) und in Japan war er vergleichsweise schnell angekommen und in allen diesen Landesküchen genießt er bis heute einen sehr hohen Stellenwert.

Alles deutet darauf hin, dass Sesam wohl irgendwie besonders ist. Und das stimmt auch, denn er ist nicht nur ziemlich lecker, sondern auch äußerst wandelbar und hat ein wirklich ausgezeichnetes Nährstoffprofil vorzuweisen. Er ist nicht nur randvoll mit Mineralstoffen und Vitaminen (insbesondere B-Vitaminen), sondern kommt auch mit einem durchaus beachtlichen Anteil an essenziellen Fett- und Aminosäuren und ist komplett cholesterinfrei. Oder sogar noch besser: Er enthält zwei Substanzen – Sesamin und Sesamolin (Süß, oder?! Die könnten glatt zwei Charaktere aus der TV-Produktion sein …) –, die Cholesterin sogar senken können.

Sesamöl hat einen Festölanteil von ca. 50 %, was das Öl sehr hitzestabil macht (der Rauchpunkt liegt bei ca. 220 Grad Celsius), weswegen es sehr gerne für die heiße und schnelle Küche der Woks genutzt wird (Also das helle! Das dunkle Öl, das aus gerösteten Sesamsamen gewonnen wird, dient nur zu Würzzwecken). Außerdem hat Sesamöl – dank seiner schon erwähnten Antioxidantien Sesamin und Sesamolin – die sehr angenehme Eigenschaft, viel langsamer ranzig zu werden als andere Öle.

Übrigens: Falls Sie sich fragen, ob der Rest der Sesampflanze wohl auch irgendwie nutzbar ist: Sesamblätter finden ebenfalls in der Küche Verwendung. Frisch und grün geerntet, kann man sie kochen, grillen und einlegen. Und die Blüten der Pflanze werden in der Parfümerie verwendet.

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