Vegetarismus und Co.

Das kann sehr schnell zum Reizthema werden, wo irgendwie immer einer Recht haben will und jeden, der nicht seinen Erkenntnissen folgt, als ignoranten Trottel abkanzelt. Dabei ist das Thema „fleischlose Ernährung“ seit Tausenden von Jahren Gegenstand der unterschiedlichsten Überlegungen, was nicht besonders übersichtlich ist. Darum fangen wir - ganz neutral – in Zürich an.

Die Gretchenfrage

Seit jeher gibt es diese Fragen, an denen sich die Geister scheiden, die endlose Diskussionen auslösen und an denen schon so manche Freundschaft zerbrochen ist und sich so mancher Weg getrennt hat. Berge oder Meer? Connery oder Craig? Sommer- oder Winterspiele? Beatles oder Stones? Wohin gehören die besseren Reifen – nach vorne oder nach hinten? Sie wissen schon, was wir meinen.

Fast allen diesen Disputen liegen ganz persönliche Anschauungen und Vorlieben zugrunde. So richtig rational sind sie kaum zu fassen und trotzdem erscheinen sie von solch entscheidender Bedeutung, dass wir plötzlich eine Leidenschaft für sie entwickeln, über die man eigentlich nur staunen kann.

Die Art und Weise, wie wir uns am besten ernähren sollten, macht da keine Ausnahme und so mancher Anhänger der einen oder anderen Lehre legt gar ein sozusagen heiliges, missionarisch-ernstes Sendungsbewusstsein an den Tag, das das Zeug dazu haben kann, übers Ziel hinauszuschießen und zumindest im näheren sozialen Umfeld durchaus ernst zu nehmende Nebenwirkungen zu entwickeln. Zumindest, wenn es um eher weltanschauliche Aspekte geht, unter denen sich nun einmal nicht alle Menschen des Planeten zuverlässig versammeln lassen.

Befassen wir uns also lieber mit dem Fassbaren, begeben uns kurz nach Zürich und treffen einen jungen Mann, der der vegetarischen Bewegung (und Ernährung) so einiges zu verdanken hat.

Das tapfere Schneiderlein

Zürich 1897. Nach seinen Lehr- und Wanderjahren gelangt ein Schneidergeselle mit dem schönen Namen Ambrosius Hilzl auf einigen Umwegen in die schweizerische Metropole, um fortan hier sein Geld zu verdienen. So weit ließ sich das Ganze auch recht gut an, allerdings erkrankte er 1901 im zarten Alter von gerade einmal 23 Jahren schwer an Rheuma, womit seine berufliche Zukunft zunächst einmal am Ende war. Er wurde sogar dermaßen krank, dass ihm sein behandelnder Arzt und später auch guter Freund Maximilian Oskar Bircher-Benner (genau, der mit dem Müsli) seinen baldigen Tod prophezeite, wenn er nicht sofort und kompromisslos seine Ernährung umstellen und umgehend gänzlich auf Fleisch verzichten würde.

Herr Hilzl war ob dieser Aussicht zunächst einmal entschieden entsetzt – auch, weil es zu diesen Zeiten gar nicht so einfach war, an komplett tierfrei zubereitete Mahlzeiten zu gelangen –, fasste sich aber ein Herz und machte sich schlau. 1898 hatten nämlich ein paar enthusiastische Auswanderer aus Deutschland in Zürich das sogenannte „Vegetarierheim und Abstinenz-Café“ eröffnet, das ausschließlich vegetarische Speisen auf der Karte hatte – zu bezahlbaren Preisen. Die versnobten Zürcher fanden das natürlich vollkommen lachhaft, bezeichneten die vegetarischen Gäste als „Grasfresser“ und das Restaurant herzlos als „Wurzelbunker“.

Ergreifend und schlicht

Aber unser Ambrosius blieb dabei – und wurde in beachtlich kurzer Zeit wieder vollkommen gesund (so gesund übrigens, dass er erst 1966 mit stolzen 91 Jahren starb).

Nun war er also wieder fit, kannte das „Vegetaria“ in- und auswendig, und als dieses durch zu viel ideologische Begeisterung und zu wenig kaufmännischen Sachverstand in Schwierigkeiten geriet, übernahm er den Laden schließlich im Jahr 1904. Schlau, wie er war, heiratete er dann noch kurzerhand Martha Gneupel, die Köchin des „Wurzelbunkers“, nannte das Unternehmen fortan „Hilzl Vegi“, machte es sehr erfolgreich und zum ersten offiziell rein vegetarischen Restaurant der Welt (zumindest ist das „Guinnessbuch der Rekorde“ dieser Ansicht). Das Restaurant gibt es in Zürich bis heute unter dem nun etwas schlichteren Namen „Hilzl“ – unter familiärer Leitung in mittlerweile vierter Generation.

Essen? Ansichtssache!

Bei Ambrosius war die Sachlage also einigermaßen klar: Sein Weg zum Fleischverzicht hatte medizinisch-therapeutische Gründe. Andere Menschen dachten schon seit Tausenden Jahren darüber nach, wie richtig es wohl sei, harmlose Tiere zu töten, nur um sie zu verspeisen, wo es doch so viele Pflanzen gab, die sich eigentlich genauso gut hierfür eigneten. Es gab religiöse Überlegungen, asketische, moralische, propagandistische, philosophische, gesellschaftlich-kulturelle und später dann natürlich noch ethische zum Tierrecht, zum Wert von Leben, zur Umweltbilanz und so weiter und so fort. Alle mit ihrer jeweiligen Berechtigung, alle mit ihrer jeweiligen Auslegung und alle auch mit größerer oder eben auch nicht ganz so großer Strenge.

Also keinen Stress: Wenn Sie sich heute gerne mal wieder die Köpfe heißreden möchten – Sie sind ganz sicher nicht die Ersten und werden bestimmt nicht die Letzten sein!

Als sicher erwiesen gelten heute allerdings zwei Aspekte: Physiologisch ist der menschliche Körper als „omnivor“ ausgelegt, also als Allesfresser, und zweitens gibt es weltweit, soweit wir das wissen, kein einziges indigenes Volk, das aus kognitiv-kulturellen Erwägungen heraus sozusagen freiwillig auf den Konsum von Fleisch oder Fisch oder tierischen Proteinen jedweder Quelle verzichten würde. Diese beiden Streitthemen können Sie sich also schon mal schenken.

Jeder nach eigenem Ermessen, bitte

Natürlich ist es vollkommen klar, dass eine ausgewogene Ernährung die beste ist, also eine aus ziemlich wenig Fleisch und sehr viel Obst, Gemüse und Getreide, aber wer ein bisschen darauf achtet, was er zu sich nimmt, kann sich sehr gut – und aus jedem Grund, der ihm relevant erscheint – eben auch ohne tierische Zutaten ernähren.

Wie schon gesagt sind die weltanschaulich-ethischen Aspekte, die zur Entscheidungsgrundlage werden, ebenso persönlich wie nicht verallgemeinerbar – was gut ist. Und wer es schon einmal versucht haben sollte: Sie werden keinen Steakliebhaber, der sich ein- oder zweimal im Monat ein hochwertiges Rib Eye gönnt, mit Worten oder Taten dazu bewegen können, hiervon abzulassen – ebenso wie es dem Fleischliebhaber kaum möglich sein wird, seine vegetarischen Freunde für ein groß angelegtes, klassisches BBQ zu begeistern.

Sortieren wir mal kurz

Alle Formen vegetarischer Ernährung basieren auf pflanzlichen Lebensmitteln, wobei auch Pilze und Produkte aus Bakterienkulturen akzeptiert werden. Insgesamt unterscheiden wir zwischen vier grundsätzlichen Varianten:

Die ovolaktovegetarische Kost bezieht Vogeleier, Eiprodukte, Milch und Milchprodukte von Säugetieren ein.

Die laktovegetarische Kost schließt nur Milch und Milchprodukte von Säugetieren ein.

Die ovovegetarische Kost wird lediglich durch den Konsum von Vogeleiern und Eiprodukten ergänzt.

Die vegane Kost meidet alle Lebensmittel tierischen Ursprungs außer der menschlichen Muttermilch. Zusätzlich vermeidet strikter Veganismus tierische Produkte nicht nur in der Nahrung, sondern in sämtlichen Lebensbereichen, zum Beispiel Kleidung oder Produkte aus Leder, Pelz, Seide oder Wolle, tierische Organtransplantate oder Hormone und kann sogar die Haustierhaltung und die Verwendung von Reit- oder Arbeitstieren ablehnen.

Etwas weniger verbreitet sind die folgenden Varianten:

Frutarier, die eine Ernährung mit ausschließlich pflanzlichen Produkten anstreben, die nicht die Beschädigung der Pflanze selbst zur Folge haben (Äpfel und Nüsse sind in Ordnung, Karotten oder Kartoffeln zum Beispiel nicht).

Pescetarier verzichten auf Fleisch, verzehren jedoch Fisch oder Meeresfrüchte. In manchen Quellen gelten sie als Vegetarier, in manchen nicht – wieder so eine Frage der Strenge der Auslegung.

Puddingvegetarier ist eine Bezeichnung für Vegetarier, die zwar Fleisch und Fisch in ihrer Ernährung meiden, dafür jedoch übermäßig Fertigprodukte und Süßigkeiten zu sich nehmen, was wirklich keine besonders gute Idee ist.

Last, but not least: die Flexitarier. Sie legen Wert auf eine ausgewogene Ernährung, genießen Fleisch oder Fisch allerdings nur in Maßen und auch nicht besonders oft. Hier spielen – neben der Lust am Genuss – oft auch tierethische und ökologische Aspekte eine große Rolle.

Der vegane Januar

Die Idee, die vegane Ernährungsweise noch bekannter zu machen, stammt aus dem Jahr 2014 und wurde ursprünglich in Großbritannien geboren, was auch der Grund für das englische Kofferwort „Veganuary“ ist, das gleichzeitig Anlass und Zeitraum beschreibt. Bei uns in Deutschland kam die Kampagne dann 2019 an und erfreut sich seitdem zunehmender Beliebtheit. Nicht nur wurden allein im letzten Jahr über 300 vegane Produkte und ebenfalls mehr als 300 vegane Gerichte und Menüs in unseren Märkten eingeführt (EDEKA ist natürlich auch mit von der Partie), auch die Zahl der registrierten Teilnehmenden auf aller Welt ist geradezu explodiert: Waren es 2015 gerade mal knapp 13.000, so nahmen 2022 schon sehr beachtliche 629.000 Menschen an der Aktion teil. Noch Fragen?

Spitzentreffen

Ambrosius Hilzl war ganz sicher nicht der bekannteste Vegetarier der Welt und auch unser Doktor Bircher-Benner brachte es aus anderen Gründen zu Berühmtheit. Wenn Sie aber bei der nächsten Gelegenheit mit ein paar großen Namen kommen wollen, dann bitte sehr:

Pythagoras, Leonardo DiCaprio, Plutarch, Leonardo da Vinci, George Bernard Shaw, Leo Tolstoi, Alexander von Humboldt, Kate Winslet, Johann Wolfgang von Goethe, Nadja Auermann, Friedrich Nietzsche, Richard Wagner, Franz Kafka, Dunja Hayali, Albert Schweitzer, Albert Einstein, Brigitte Bardot, Nikola Tesla, Paul McCartney, Mahatma Gandhi, Uma Thurman, Pink.

Unnötig zu erwähnen, dass jede und jeder Einzelne aus dieser kleinen und keineswegs vollständigen oder repräsentativen Liste eigene Gründe für den Vegetarismus gefunden hat. Könnten sie alle heute zusammensitzen und über das Thema diskutieren: Da würde man gerne mal Mäuschen sein …

Ach so!

Fast vergessen: Die besseren Reifen gehören aus Gründen der Spurstabilität und Fahrsicherheit nach hinten!

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