Château Le Reysse

Ein Traum im Medoc wird wahr!

In Bégadan, im nördlichen Medoc, sind die Weingüter La Tour de By und Rollan de By (Haut-Condissas) die Platzhirsche. In direkter Nachbarschaft liegt das Weingut Le Reysse, welches 2010 von einem Deutschen aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird.

Es liest sich fast wie einer dieser Geschichten aus dem Märchen….
Patrick Chaumont führte in zweiter Generation das Château Le Reysse in Begadan. Nachdem sein Sohn durch Heirat auf das Weingut seiner Frau ins südlichere Pauillac zog, war er schließlich aus Altersgründen gezwungen, für sein Weingut einen Käufer zu finden.

Stefan Paeffgen hatte als studierter Agrarwissenschaftler bereits seit vielen Jahren den Traum Winzer zu werden. Seine Eltern kultivieren seit Generationen im Rheinland Weizen und Zuckerrüben. Insofern war es für Ihn ein Traum und Herausforderung zugleich, mit dem Weinbau die anspruchsvollste Form der Landwirtschaft zu betreiben. Während ein sehr entfernter Zweig der Familie in Köln seit Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine aber sehr feine Hausbrauerei betreibt, zog es Stefan Paeffgen in Richtung Weinbau.

Alles auf Anfang, Stefan Paeffgen unterschreibt im November 2009 den Notarvertrag und siedelt kurzerhand – zunächst ohne seine Familie – nach Bégadan um. Vom alten Chateau stehen fast nur noch die Außenmauern und an einer Grundsanierung führte kein Weg vorbei, damit die ganze Familie aus Belgien nachkommen kann.

Zu Château Le Reysse gehören zur Zeit 4,5ha Weinberge, die direkt an Rollan de By, La Tour de By und teilweise direkt an die Gironde angrenzen. Das durchschnittliche Alter der Reben beträgt 46 Jahre und die Weinberge sind zu 55% mit Cabernet Sauvignon und zu 45% mit Merlot bestockt. Die älteren Rebstöcke sind 60 Jahre alt und geben nur einen Miniertrag von 20-25hl pro Hektar. Eine Parzelle ist gar mit 97 Jahre alten Cabernets bestockt!

Das Terroir ist einzigartig und beeindruckend. In einem Enclos geschützt liegen die Weinberge umgeben von Waldflächen mit großem alten Eichenbestand, die ebenfalls zum Chateau gehören. Direkt hinter dem alten Chais tut sich ein Biotop auf. Eine ausgedehnte Wiese mit einem kleinen Kanälen durchzogen ist das Zuhause einiger Frösche und Schildkröten. Nicht weniger als acht (!) verschiedene Orchideenarten sind auf Château Le Reysse heimisch, teilweise wachsen sie zwischen den Rebstöcken! Dank der tiefgründigen Kiesböden mit Kalk-Ton-Unterlagen müssen die Rebstöcke tief wurzeln, um an die wasserführenden Schichten zu kommen und sind somit auch gut gewappnet, größeren Hitzeperioden zu strotzen.

Der Ausbau der Weine erfolgt standesgemäß in neuen Barriques aus französischer Eiche und die Weine werden in die schwere Bordeauxflasche abgefüllt.

Anlässlich unseres Besuchs im April konnten wir den 2010er Jahrgang vom Faß und den frisch abgefüllten 2009er Jahrgang probieren. Wir waren von der Qualität von diesem uns unbekannten Château total überrascht! 

Der 2010er Le Reysse hat alles was man sich von einem typischen Medocwein wünscht. Wie die prominenten Nachbarn Rollan de By bzw. La Tour de By, besticht der Wein mit einer mustergültigen maskulinen Frucht mit St. Estephe Anklängen. Trotzdem brilliert der Wein mit einer ansprechenden Textur. Sowohl die Rebsortentypizität, wie auch das Terroir ist bestens interpretiert und findet sich im Wein wieder. Es ist uns absolut schleierhaft, wieso noch keiner der bekannten Journalisten auf dieses Kleinod aufmerksam geworden ist. 

Nach unserer Rückkehr aus Bordeaux haben wir Rene Gabriel Verkostungsmuster zur Verfügung gestellt und er war begeistert von dem Wein. Eine Bewertung gibt er leider nur ab, wenn er auch das Weingut besucht hat. Er beschriebt den Wein in einer Email an uns„… Aromatisch, konzentriert und doch elegant. Etwas dunkelröstig aber dafür halt sexy. Hat recht viele Parallelen mit dem Pagodes de Cos….“

Chapeau mit dem Vergleich wären wir zwar nicht so weit gegangen, aber es bestärkt uns in unserer Meinung ein echtes Juwel aufgetan zu haben. Auch Mario Scheuermann hat den Wein verkostet: „Dunkles, sehr dichtes rubinrot. Nase mit einem dunklen Früchtekompott, rauchig, etwas schwarze Schokolade. Dazu diese für diesen Teil des Bas Médoc und St. Estèphe charakteristische schroffe Mineralität. Am Gaumen stark säurebetont, schöne satte, reife Sauerkirschfrucht, dahinter aber auch viel Süsse. Schokoladig, fleischig, cremige Konsistenz. Lang und nachhaltig. Noch etwas bitter im Abgang.“
91-93/100 Punkte (identische Bewertung wie für La Tour de By und La Tour Carnet)

Mit dem 2010er Jahrgang hat Stefan Paeffgen einen fulimanten Start hingelegt und geht mittlerweile fast ins 10. Jahr.  Seit Anbeginn hat uns jeder Jahrgang aufs Neue restlos überzeugt und die Gelegenheit 2009, 2010, 2012, 2014, 2015, 2016 und 2018 in einem Flight zu verkosten, hat unsere Begeisterung kürzlich aufs Neue untermauert. Wir kennen kein anderes bodenständiges Weingut im Bordeaux, welches eine derart rasante Entwicklung genommen hat! Mit bodenständig meinen wir vor allem die Art und Weise wie Heike und Stefan Paeffgen ihr ganzes Leben dem Wein gewidmet haben und auf sämtlichen Luxus und Schickimicki verzichten.

Es gibt keinen Verkostungsraum, der einer Boutique der Champs-Elysees ähnelt, es gibt keine teuren Önologen und übertrieben moderne Kellertechnik. Viel mehr gibt es ein Weingut, welches im Sinne der eigentlichen Bestimmung als landwirtschaftlicher Betrieb funktioniert. Was sich so nüchtern und langweilig anhört, hat es aber im Glas faustdick hinter den Ohren.

Mit dem 2016er Jahrgang hat Stefan die Messlatte nochmals höher gelegt. Die Lese der Merlots fand erst am 20. Oktober statt, Cabernet Sauvignon sogar noch zwei Tage später am 23. Oktober. Die Trauben wurden gesund sowie mit hoher phenolischer Reife gelesen und wurden 38 (!) Tage fermentiert. Ab Januar 2017 reifte der Wein für 20 Monate in 100% neuen Barriques.

Pechschwarz mit einem minimalen Rand mit violetten Reflexen steht der Wein im Glas. In der Nase ungemein natürlich konzentriert, geschmeidig, primärfruchtig mit Noten von dunklen Früchten, macht der Wein sofort Lust auf den ersten Schluck. Am Gaumen finessenreich, seidig elegant wie kein anderer Jahrgang, überzeugt der Wein auf Anhieb! Die unendlichen Stunden im Weinberg machen sich richtig bemerkbar und heben die Qualität auf ein neues Niveau! Der Cabernet kommt robust, aber auch ungemein elegant und finessenreich im Cuvee daher und steht für die maskuline Seite des 2016er Le Reysse. Der Merlot spendiert dem Cuvee eine ungeahnte, seidige Eleganz und das Cuvee wirkt wie aus einem Guss! Ein sinnlicher, leiser aber auch kräftiger Le Reysse von ungeahnter Qualität!

FALSTAFF MAGAZIN:
„Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, dezente Randaufhellung, feine schwarze Beerenfrucht, reife Pflaumen, ein Hauch von Schokolade und Edelholz. Saftig, straff, Nuancen von Herzkirschen, reife Tannine, extraktsüß und gut anhaltend, mineralischer Abgang, schwarze Beeren im Nachhall, gutes Reifepotenzial.“
92-94/100 Punkte

YVES BECK:
„Purpur mit Violettschimmer. Vielseitiges Bouquet mit Kreide, schwarzen Früchten und Noten von Kakaobohnen. Dazu kommen Düfte von Süßholz und Heidelbeeren. Eleganter, süßer und würziger Auftakt. Die Tannine sind fein, perfekt integriert und im Einklang mit der Struktur, die Frische und mineralische Noten vermittelt. Ein verführerischer und überzeugender Wein.„
91-93/100 Punkte – Trinkreife: 2020-2036
 

Der 2018er Jahrgang stellte auch Stefan Paeffgen vor einige Herausforderungen. Ein schwieriges Frühjahr mit sehr hohen Niederschlägen forderte den Winzern im nördlichen Medoc so einiges ab. Allein im April 2018 konnte Stefan Paeffgen fast so viel Niederschlag wie ganz 2017 verzeichnen.

Und die Niederschläge hielten bis in den Juni an, sodass der Mehltau zu diesem Zeitpunkt bereits 35% der Erntemenge dezimiert hatte. Ende Juni folgte dann eine trockene Periode mit ausreichender Trockenheit bis zur Lese mit kühlen Nächten. Diese kühlen Nächte verdankt Stefan der Nähe zum Atlantik und erfreut sich dank dieser über eine außergewöhnliche Qualität der gelesenen Cabernet Sauvignon Reben. Unter perfekten Bedingungen gelesen mit hohen Extrakt und Zuckerwerten war eine besonders lange Gärung gefordert. Das Cuvee des 2018er Jahrgangs besteht aus 75% Cabernet Sauvignon und 25% Merlot.

Während unserer Verkostung mit sechs Teilnehmern hatten wir das Gefühl mit jedem jüngeren Jahrgang eine weitere Qualitätsstufe zu erklimmen. Ziemlich unabhängig der allgemein gültigen Jahrgangseinschätzungen verändert sich bei Stefan Paeffgen so viel von Jahr zu Jahr, dass er von den Jahrgangsbedingungen in vermeintlich schwächeren Jahren nicht betroffen zu sein scheint.

Stefan ist jetzt fast im 10. Jahr auf Le Reysse und hat in mühevoller Kleinstarbeit die Weinberge komplett nach seinen Vorstellungen umgestellt. Die grüne Bewirtschaftung zwischen den Rebzeilen ist dabei genauso selbstverständlich wie der respektvolle Pflanzenschutz.

Die Weine haben eine traumhafte Entwicklung gemacht und der 2018er Jahrgang knüpft nahtlos an die Qualität des 2016er an und übertrifft diesen. Es gibt wahrscheinlich im nördlichen Medoc keinen vergleichbaren Wein, der so viel Finesse, natürlichen Druck und Reintönigkeit bietet. Wie flüssige Seide gleitet das Fassmuster des 2018er Jahrgangs über den Gaumen und überzeugt auf der ganzen Linie!

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