Brokkoli

Manche Gemüse offenbaren ihren wahren Charakter erst und nur dann, wenn sie richtig behandelt werden – und der Brokkoli ist genau so ein Kandidat. Wird er schonend gegart, behält er seine leuchtend grüne Farbe und die angenehme Festigkeit, die beim Essen noch deutlich spürbar bleibt. Diese Kombination aus zartem Biss und einem Aroma, das irgendwo zwischen mild und nussig liegt, ist typisch und erklärt seine Beliebtheit in aller Welt. Die Wurzeln des Brokkoli liegen im Mittelmeerraum, wahrscheinlich in Kleinasien. Schon die Römer bauten ihn an und brachten ihn irgendwann in die Heimat mit. Über die Jahrhunderte entstand dort das Gemüse, wie wir es heute kennen: ein Kohlgewächs mit einem kompakten Kopf aus vielen kleinen Röschen.

Anbau und Ernte von Brokkoli

Für den Anbau braucht Brokkoli moderate Temperaturen, leichte Minusgrade steckt er besser weg als anhaltende Hitze. Europas wichtigste Anbauregionen finden sich in Spanien, Italien und Frankreich. Auch deutsche Landwirte kultivieren ihn bis in den späten November hinein.

Die Qualität von Brokkoli lässt sich beim Einkauf recht gut erkennen: Der Kopf sollte fest sein, die Röschen dicht beieinanderstehen, keinesfalls darf er einen Gelbstich aufweisen und die Schnittstelle am Strunk sollte frisch und saftig wirken. Im Kühlschrank hält sich frischer Brokkoli etwa drei bis vier Tage. Wer ihn länger aufbewahren möchte, kann Brokkoli einfrieren – allerdings sollte er vorher kurz blanchiert werden, damit Farbe und Struktur erhalten bleiben.

Nährwerte von Brokkoli

An erster Stelle steht Vitamin C – und zwar in größeren Mengen als in vielen Zitrusfrüchten: Schon 200 Gramm Brokkoli decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen. Hinzu kommen verschiedene B-Vitamine, Folsäure und Vitamin K, das eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielt. Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Eisen sind ebenfalls vorhanden, wenn auch nicht unbedingt in Spitzenkonzentrationen.

Besonders interessant sind die sekundären Pflanzenstoffe: Sulforaphan, ein Senföl, wird beim Zerkleinern und Kauen freigesetzt. Ihm werden antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen nachgesagt. Für möglichst gesunden Brokkoli ist die Zubereitungsweise entscheidend: Zu lange Garzeiten und zu hohe Temperaturen sollten vermieden werden, weil ansonsten zu viele Nährstoffe ins Kochwasser übergehen – und somit für unseren Organismus verloren sind. Schonender ist es, ihn zu dünsten oder nur kurz in wenig Flüssigkeit zu garen, also zu blanchieren.


Sortenvielfalt des Brokkoli

Calabrese – der Klassiker

Diese Sorte trägt die süditalienische Region Kalabrien im Namen und ist die am weitesten verbreitete Form. Calabrese entwickelt große, dicht gewachsene Köpfe mit kräftig grünen Röschen. Geschmacklich bewegt er sich im mild-nussigen Bereich, die Konsistenz ist angenehm fest. Er lässt sich auf praktisch jede erdenkliche Art zubereiten und kann im Gemüsefach etwa drei bis vier Tage aufbewahrt werden.

Romanesco – die skulpturale Variante

Wird oft für ein ganz eigenes Gemüse gehalten, zählt aber ebenfalls zur Brokkoli-Familie. Die spiralförmigen, hellgrün leuchtenden Türmchen sehen aus wie ein mathematisches, fast schon KI-generiertes Kunstwerk. Im Geschmack zeigt sich Romanesco feiner und nussiger als sein grüner Verwandter, auch die Struktur ist etwas zarter. Er verträgt keine lange Lagerung und sollte möglichst schnell verarbeitet werden.

Violetter Brokkoli – die farbige Alternative

Die ungewöhnliche Färbung macht diese Variante interessant, auch wenn sie beim Erhitzen leider größtenteils verschwindet und in Grüntöne übergeht. Wer die Farbe nutzen möchte, verarbeitet violetten Brokkoli roh oder blanchiert ihn nur kurz – dann bleibt er ein echter Blickfang zum Beispiel in Salaten. Das Aroma fällt etwas kräftiger aus als beim grünen Standard.

Sprouting Broccoli – die englische Spezialität

In Großbritannien wird sie besonders geschätzt: Diese Sorte entwickelt keinen einzelnen großen Kopf, sondern viele schlanke Stiele mit kleinen Röschen. Der Geschmack ist ausgeprägter, die Zubereitung erinnert an Spargel. Die einzelnen Triebe können getrennt voneinander gegart werden, was unterschiedliche Konsistenzen ermöglicht.

Brokkoli tiefgekühlt – die praktische Option

Unmittelbar nach der Ernte wird er blanchiert und tiefgefroren, wodurch Vitamine und Geschmack im Wesentlichen erhalten bleiben. Für schnelle Gerichte wie Pfannengemüse, Gratins oder Suppen und außerhalb der Hauptsaison ist die Tiefkühlware eine gute Wahl.


Brokkoli: Das erste wirkliche Superfood?

In den 1970er- und 1980er-Jahren legte der Brokkoli eine bemerkenswerte Karriere hin; wissenschaftliche Untersuchungen machten ihn lange, bevor der Begriff Superfood aufkam, zum Star unter den Gemüsen. Besonders in den USA wurden Kampagnen gestartet, um ihn als gesundes Kindergemüse zu etablieren. 1990 sorgte Präsident George H. W. Bush für Aufsehen, als er öffentlich kundtat, Brokkoli nicht zu mögen – was eine intensive landesweite Diskussion auslöste.


Brokkoli in der Profiküche

Lange Zeit fristete Brokkoli in der Gastronomie eher ein Schattendasein als Standardbeilage zu Fleisch- oder Fischgerichten. Das wandelt sich zum Glück und zu Recht aber jetzt zunehmend. In der veganen Küche rückt er immer stärker in den Fokus, etwa als Hauptkomponente in Buddha-Bowls mit Quinoa, Tahini und geröstetem Brokkoli. Die Low-Carb-Bewegung entdeckt ihn als Ersatz für Reis oder Kartoffeln – fein zerkleinert als Brokkoli-Reis oder cremig püriert.

Auch gehobene Restaurants experimentieren mit ihm, oft in ungewöhnlichen Texturen: fermentierte Röschen, eingelegter Strunk oder hauchdünn aufgeschnittene rohe Scheiben. Brokkoli-Suppen überzeugen durch ihre natürliche Cremigkeit, die ohne Sahne auskommt – das Gemüse sorgt selbst für die Bindung. Überhaupt schätzen die Köche seine Wandlungsfähigkeit: roh im Salat, gegrillt mit Raucharomen, frittiert für Knusprigkeit. In der asiatischen Küche, vor allem in der chinesischen, gehört er fest zu Wok-Gerichten, häufig mit Sojasoße, Ingwer und Sesam kombiniert.

Aktuelle Trends sind im Ofen gerösteter Brokkoli mit Gewürzen, dicke Scheiben, die wie ein Steak aus dem Strunk geschnitten sind, oder er wird wie schon erwähnt als Basis für allerlei pflanzliche Bowl-Rezepte genutzt. Die Zubereitungsformen variieren, doch immer verlangt der Brokkoli eine gewisse Aufmerksamkeit, weil ihm zu langes Garen den Biss nimmt und zu kurzes ihn hart und holzig bleiben lässt.

Wie man Brokkoli richtig zubereitet

Die Zubereitung von Brokkoli ist unkompliziert, wenn man nur einige Grundregeln beachtet. Zunächst wird der Kopf gewaschen und in Röschen zerteilt. Der Strunk wirkt oft holzig, kann aber mitverwendet werden – nach dem Schälen kommt ein zarter Kern zum Vorschein, der sich gut mitgaren lässt.

Es gibt verschiedene Methoden, um Brokkoli zu garen. Die klassische Variante ist das Kochen in Salzwasser für etwa vier bis fünf Minuten, bis die Röschen bissfest sind. Wer die intensive Farbe erhalten möchte, schreckt den Brokkoli anschließend kurz in Eiswasser ab. Brokkoli dünsten gelingt mit wenig Wasser in einem geschlossenen Topf oder im Dampfgarer. Das dauert etwas länger, schont aber die Nährstoffe.

Brokkoli in der Pfanne anbraten – möglicherweise mit Knoblauch oder Chili – verändert die Textur und verstärkt das Aroma. Wichtig: Die Röschen nicht zu klein schneiden, sonst zerfallen sie. Wenn man Brokkoli im Ofen bei 200 Grad etwa 15 bis 20 Minuten backt, zum Beispiel mit etwas Olivenöl und Gewürzen, verwandelt sich das milde Gemüse in eine besonders aromatische Beilage, weil hierdurch zusätzliche Röstaromen entstehen.


Die Geschichte des Brokkoli

Die Geschichte des Brokkoli verläuft vielleicht weniger dramatisch als die anderer Kulturpflanzen, ist aber durchaus erzählenswert. Während Kohl generell seit der Antike in Europa bekannt und beliebt ist, blieb der Brokkoli lange auf Italien beschränkt. Die Römer kultivierten ihn vermutlich schon in Kleinasien und brachten ihn von dort mit nach Hause, wo über die Jahrhunderte die heutige Form entstand. Der Name stammt vom italienischen „broccolo“, was so viel wie Kohlsprössling bedeutet.

Im 16. Jahrhundert gelangte er durch Caterina de’ Medici nach Frankreich, die ihn am königlichen Hof einführte. In England wurde er dann im 18. Jahrhundert bekannt, galt aber als überaus exklusives Gemüse, das der Oberschicht vorbehalten war. Seine weltweite Verbreitung begann erst im 20. Jahrhundert durch den kommerziellen Anbau in Kalifornien: Italienische Einwanderer hatten ihn in die Vereinigten Staaten mitgebracht und ab den 1920er-Jahren wurde er dort im großen Stil produziert.

Seinen endgültigen Durchbruch schaffte er in den 1970er- und 1980er-Jahren, als Studien seine gesundheitlichen Vorteile hervorhoben. Heute ist er allgegenwärtig, wird aber immer noch viel zu oft unterschätzt und verschmäht, weil viele Menschen ein fades, matschig gekochtes Gemüse aus Kindertagen mit ihm in Verbindung bringen. Da hat er wirklich Besseres verdient …


Von blanchiert bis bissfest: Diese Brokkoli-Begriffe sollten Sie kennen

Bissfest – Garzustand, bei dem das Gemüse noch leichten Widerstand beim Kauen zeigt, aber nicht mehr roh ist.

Blanchieren – kurzzeitiges Garen in sprudelnd kochendem Wasser mit anschließendem Abschrecken in Eiswasser, um Farbe und Konsistenz zu fixieren.

Broccolo – bedeutet im Italienischen so viel wie Kohlsprössling.

Dämpfen – nährstoffschonende Garmethode über Wasserdampf, bei der besonders viele Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Röschen – die kleinen, eng stehenden Blütenknospen, die den verzehrbaren Hauptteil des Brokkoli-Kopfs ausmachen.

Strunk – der kräftige Stiel des Brokkoli, der nach dem Schälen ebenfalls essbar ist und mild schmeckt.

Sulforaphan – ein sekundärer Pflanzenstoff aus der Gruppe der Senföle, dem gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden.


Brokkoli mal anders: Rezept für eine leckere Brokkoli-Frittata mit Schinken

Der größte Unterschied zwischen einem Omelett und einer Frittata besteht nicht unbedingt in verschiedenen Zutaten, sondern im Garen: Während das Omelett auf halber Strecke halbiert gefaltet wird, bleibt die Frittata, wo sie ist, und gart nur durch die Hitze von unten bzw. stockt, weil man den Pfannendeckel auflegt.

Mit vorher scharf angebratenem Brokkoli, Knoblauch, Zwiebeln und Kochschinken wird die Eierspeise zum ganz besonderen Genuss!

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