Himmel und Ääd

Äpfel mit ihrem süß-sauren Aroma, Kartoffeln mit ihrer mild-erdigen Sättigung, beides auf einem Teller  - und dann noch was richtig Herzhaftes dazu: Klar war das typische Himmel und Erde-Gericht früher eher etwas für arme Leute, aber schließlich können wir uns ja heute  aussuchen, was wir wann essen möchten und manchmal sind es genau die robusten Rezepte, die einem das Herz wärmen.

Das hat ja ganz schön gedauert

Das mag sein, aber auch nur, weil der Apfel – kulturhistorisch gesehen – ungefähr 2.000 Jahre Vorsprung vor der Kartoffel hatte, denn er kam schließlich schon mit den Römern in unsere Breiten, während die Kartoffeln auf ihre Mitfahrgelegenheit bis ins späte 16. Jahrhundert warten mussten. Schließlich stammt sie ursprünglich aus Südamerika und das musste erst einmal entdeckt und auf seine Naturschätze hin abgeklopft werden.

Auf jeden Fall tauchen ganz frühe Rezepte für so etwas Ähnliches wie Himmel und Erde erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf, bis dahin fristete die Kartoffel eher ein Schattendasein als nutzlose Pflanze mit hübscher Blüte. In Deutschland, genauer gesagt im damaligen Preußen, erließ König Friedrich der Zweite zwischen 1746 und 1768 allerdings immerhin 15 „Kartoffelbefehle“, die ihm später nicht nur den Beinamen „Kartoffelkönig“ einbrachten, sondern insgesamt dazu führten, dass die Kartoffel fortan sozusagen in aller Munde war.

(Erd-)Äpfel

Zumindest hat das Gericht mit ziemlicher Sicherheit seinen Namen daher, dass seine Grundbestandteile Äpfel und Kartoffeln sind: Die einen wachsen bekanntermaßen in den Himmel und die anderen – Überraschung – in der Erde. Die Franzosen nennen ihre Kartoffeln bis heute noch konsequenterweise „Pommes de terre“, also Erdäpfel oder genauer Äpfel der Erde.

Wo und wie denn sonst noch alles?

„Himmel und Erde“ gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, im gesamten norddeutschen Raum, im Elsass, in Schwaben und natürlich im gesamten Rheinland. Die Sachsen streuen noch Kümmel hinein und versichern, es handele sich um eine uralte sächsische Speise. Allerdings hört man Ähnliches auch aus Bayern und Köln. Oder anders gesagt: Eigentlich kommt Himmel und Erde von überall her, wo es Kartoffeln und Apfelbäume gibt.

Jedenfalls lässt sich nirgendwo in Deutschland das eine Originalrezept ausmachen. Hier werden Kartoffeln und Äpfel getrennt gekocht, dort gemeinsam in einem Topf. Einmal werden die Kartoffeln zu Mus gedrückt, ein anderes Mal die Äpfel. Manche verwenden gleich Apfelmus. In einigen Gegenden werden Stückchen mit Stückchen, in anderen Stückchen mit Mus gemischt – es ist ein wahrer Graus …

Stille Eintracht

Einig scheinen sich dagegen alle bei der Idee zu sein, dass zu den süßen Äpfeln und dem milden Kartoffelbrei etwas Robustes, Fettiges und Herzhaftes zu servieren sei. Schließlich waren Himmel und Erde ein Arme-Leute-Essen und die freuten sich immer über die eine oder andere sättigende und kraftspendende Extrakalorie. Ausgebratener Speck und geröstete Zwiebeln kommen fast überall hinzu, in vielen Gegenden wird wie gesagt noch gebratene Blut- oder Leberwurst dazu gereicht.

Oder doch eher der Osten?

Vielleicht aber ist ja ein altes Rezept aus einem mecklenburgischen Kochbuch des 19. Jahrhunderts das richtige Rezept für das deutsche Gericht „Himmel und Erde“:

„Man kocht geschälte Kartoffeln eine kleine Weile ab, gießt sodann das Wasser ab und frisches kochendes Wasser darauf und salzt, jedoch nur schwach. Sind die Kartoffeln gut halb gar, so thut man geschälte, zerklüftete und von den Kernhäuschen befreite saure Aepfel, und zwar halb so viel, wie man Kartoffeln hat, dazu, und läßt sie mit den Leztern zusammen weich kochen. Sind die Aepfel sehr sauer, so muß man Zucker zu Hülfe nehmen. Ist das Gericht gar, so rührt man über dem Feuer reichlich Speckfett daran (mit den ausgebratenen Speckschnitten.)“

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