Reblochon

Was hätten sie auch schon tun können? Sie gewannen den schwierigen Bedingungen auch so schon kaum das Nötigste zum Überleben ab und dann kamen die Steuereintreiber und wollten ihnen viel zu viel davon wegnehmen. Gut, dass sich die Bauern im hochalpinen Thôme-Tal zu wehren wussten, denn hätten sie das nicht getan, dann hätten wir heute diesen wunderbaren Käse nicht …

Pistenzauber

Die Schneeverhältnisse sind fantastisch, die Pisten präpariert, die Ski gewachst und die Sonne strahlt vom Alpenhimmel. Und dann ist da der Teil des Tages, wo man, erschöpft und dringend nach Stärkung lechzend, durch die Tür der Berghütte stolpert. Im Kamin knistert das Feuer, auf dem Tisch steht ein kaltes Bier und im Ofen blubbert leise eine goldene Tartiflette vor sich hin.

Geschmolzener Käse am Ende eines langen Tages auf den Pisten – die Alpenregionen bieten Ihnen da passenderweise gleich mehrere Optionen, nicht zuletzt die Tartiflette samt ihrem unangefochtenen Superstar, dem Reblochon.

Zweimal gezwickt

Manche Menschen behaupten, alles sei besser mit Käse – da kann man drüber streiten. Aber eines steht unumstößlich fest: Eine Tartiflette ist undenkbar ohne ihren Käse – den Reblochon.

Der Reblochon verdankt seinen Namen einem Akt des Betrugs – und seine Ursprünge gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die Landbesitzer, oftmals Mönche oder Adelige, besaßen damals ein „droit d’auciège“. Dieses Sitzrecht oder auch Nießbrauchsrecht erlaubte es ihnen, den Bauern, die ihr Vieh auf den Hochweiden rund um das Thônes-Tal in Savoyen weideten (also in der ostfranzösischen Alpenregion, in der auch der Mont Blanc überaus schmuck in der Gegend herumsteht), eine „Nutzungsgebühr“ zu berechnen. (Heute nennt sich so etwas selbstverständlich Steuer – was auch irgendwie nicht besser klingt.)

Diese Gebühr wurde einmal im Jahr fällig und anhand der Gesamtmenge Milch in Eimern berechnet, die die jeweilige Herde an einem Tag produzieren konnte. Am Tag der Messung melkten die Bauern ihre Kühe allerdings sicherheitshalber nur ungefähr zur Hälfte und sobald die Steuerbeamten außer Sicht waren, wurde der Rest der Milch gemolken. Es war dann zwar keine allzu große Menge mehr zu haben, aber diese Restmilch war ganz besonders fett und sahnig und somit hervorragend geeignet, um Käse daraus zu machen.

Habemus Käse

Im 16. Jahrhundert wurde der Reblochon dann als „fromage de dévotion“, Andachtskäse, bekannt und überaus beliebt – die Bauern des Thônes-Tals boten den örtlich ansässigen Kartäusermönchen den Käse nämlich im Tausch gegen eine freundliche Segnung ihres jeweiligen Hofes an. Und obwohl der Reblochon in seinem direkten Umfeld immer eine große Beliebtheit genossen hatte, wurde er erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts außerhalb seiner lokalen Grenzen so richtig berühmt. Bis dahin wurden pro Jahr nur sehr überschaubare 40 Tonnen produziert, wohingegen zum Beispiel im Jahr 2016 16.000 Tonnen erzeugt wurden. 1958 erhielten die Produzenten, als einige der Ersten überhaupt übrigens, die Auszeichnung AOC (Appellation d’Origine Contrôlée), und heute produzieren ca. 150 Bauern AOC-Reblochon. Heute ist der Reblochon nach dem Comté und dem Roquefort der am häufigsten produzierte AOC-Käse in Frankreich.

Wie jetzt?

Sein Aroma ist nussig, vollmundig und butterig. Er wird ausschließlich aus unpasteurisierter Milch hergestellt. Lagern Sie Ihren Reblochon zwischen 10 und 12 Grad Celsius und genießen Sie ihn am besten innerhalb von 10 Tagen nach dem Kauf – er passt nicht nur zu Tartiflette, sondern auch ganz hervorragend zu Brot und Obst. Dann sollte er allerdings die Chance haben, vor dem Genuss auf Zimmertemperatur zu kommen.

Übrigens: Das dünne Fichtenbrettchen, auf dem der Reblochon verpackt und oft verkauft wird, dient der natürlichen Feuchtigkeitsregulierung dieser hochalpinen, reichhaltigen und köstlichen Steuervermeidung ...

Und noch mal übrigens: Der mit dem Wort „fermier“ versehene Käse stammt nur von einer einzigen Rinderherde, er wird mit einem grünen Aufkleber kenntlich gemacht. Besser geht’s eigentlich nicht …

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