Die Geschichte des Weinbaus
Der Übergang von der Wild- zur Kulturform ist bis heute nicht ganz geklärt. Als sicher dagegen gilt, dass die Fruchtstände der Weinrebe (Vitis) und später dann auch der edlen Weinrebe (Vitis vinifera) seit mindestens 13.000 Jahren gezielt gezüchtet und verarbeitet werden. Nach heutigem Erkenntnisstand fingen die Bewohner des südlichen Kaukasus damit an, sich sozusagen professionell mit dem Anbau von Wein zu befassen. Ein paar Tausend Jahre später begeisterten sich dann auch die Georgier und schließlich so gut wie der ganze Nahe Osten für das Thema. Die Ägypter zogen im vierten Jahrtausend vor Christus nach, vor ca. 3.500 Jahren kam der Wein dann auf Kreta an und verbreitete sich von hier aus weiter. Mit den Griechen kam er übrigens schon nach Marseille, noch bevor ihn die Römer in unseren Breiten im größeren Stil anbauten.
Weintrauben als Mittel zum Genuss

Allerdings ging es bei den Weintrauben nicht unbedingt um den Direktverzehr, auch wenn die eine oder andere Traube bestimmt direkt genossen wurde. In allererster Linie zielte man auf den Wein ab, der bis heute die beste Methode sein dürfte, die Vorzüge der Trauben möglichst lange haltbar zu machen. Erst sehr viel später gelangten die Tafeltrauben in aller Munde, als die Transporte erheblich beschleunigt und die Kühlketten erfunden wurden.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die gezielte Züchtung nach den Hauptkriterien Kernlosigkeit, Süße, Größe und Zartheit der Schale (wie sie bis heute für die Tafeltraube gelten) erst vergleichsweise spät einsetzte. Die Römer kannten zwar die Weintraube als Obst, allerdings waren frische Weintrauben ein ausgesprochenes Luxusgut, was daran gelegen haben dürfte, dass sie nur saisonal verfügbar und vor allem nicht besonders lange lagerfähig waren.
Noch heute zeichnen sich Tafeltrauben vor allem durch die genannten Eigenschaften aus. Dazu achten die Weinbauern besonders auf Sorten, die locker und luftig hängen, was für weniger Fäulnis, bessere Haltbarkeit und nicht zuletzt auch bessere Ernteeigenschaften sorgt.
Weiße und rote Weintrauben
Der größte Unterschied innerhalb der Welt der Weintrauben dürfte in der jeweiligen Farbe liegen, die auch einen gewissen Einfluss auf den Geschmack hat: Rote Tafeltrauben enthalten die Pflanzenfarbstoffe Anthocyan (der sie rötlich färbt) und Resveratrol (das sie ganz leicht bitter schmecken lässt). Weiße dagegen besitzen diese nicht und schmecken dafür etwas „frischer“ und meist auch säuerlicher. Allerdings sollte man sich durch den Geschmack alleine nicht täuschen lassen: Rote Weintrauben enthalten genauso viel Zucker wie weiße.
Ernte von Tafeltrauben
Dass wir mehr oder weniger das ganze Jahr über frische Weintrauben genießen können, liegt daran, dass Weintrauben rund um den Globus angebaut werden und entsprechend unterschiedliche Erntezeitpunkte haben – der schnelle Transport der gut gekühlten Ware tut sein Übriges.
Als erntereif gelten Tafeltrauben, wenn sie einen Zuckergehalt von 14 bis 18 Grad Brix erreicht haben und recht süß, aber noch schön frisch schmecken (bei Keltertrauben zielt man auf einen höheren Wert von 16 bis 28 Grad Brix ab – was übrigens aussagt, wie viel Gramm Zucker in 100 Milliliter Saft enthalten sind).
Herstellung von Traubensaft

Weißer Trauben-Direktsaft entsteht aus hellen, roter aus dunklen Trauben. In der Großproduktion wird der Saft nach dem Pressen kurz pasteurisiert, zum Konzentrat eingedickt und später wieder mit Wasser rückverdünnt.
Das erklärt, warum 100 Milliliter Saft fast immer um die 15 Gramm Zucker enthalten – genau die Süße, die auch in der reifen Beere steckte.
Mit 65 bis 80 Kilokalorien pro Glas ist Traubensaft ein Energielieferant, den man bewusst genießen sollte, der aber, gekühlt und zum Beispiel mit Mineralwasser gestreckt, eine wunderbar fruchtige Schorle ergibt.
Nährwerte von Weintrauben

Rot oder weiß: Trauben stecken voller Ballaststoffe und schneller Energie. Rote Sorten punkten zusätzlich mit Anthocyanen, die als antioxidativ gelten. Vitamin B1, B6 und Niacin unterstützen den Energiestoffwechsel, Kalium reguliert den Wasserhaushalt, Calcium und Eisen stärken Knochen und unsere Blutbildung.
Der hohe Fruchtzuckergehalt erfordert jedoch Augenmaß: Menschen mit Diabetes sollten ihre Portionen genau abschätzen, da Glukose und Fruktose den Blutzuckerspiegel schnell anheben. Und wer unter Fruktose-Unverträglichkeit leidet, reagiert auf größere Mengen mit Völlegefühl, Blähungen oder Durchfall. Selbst robuste Genießer spüren nach sehr üppigen Traubenportionen bisweilen die durchaus beeindruckende Blähkraft der enthaltenen Ballaststoffe.
Auf die richtigen Trauben setzen: Einkaufstipps
Der Stiel verrät viel: Ist er grün und elastisch, wurde die Weintraube erst kürzlich geerntet (oder besonders gut gelagert und transportiert). Die Beeren selbst sollten prall, faltenfrei und ohne braune Flecken sein. Ein samtig-weißlicher Reif – die sogenannte Blüte (auch „Frischebelag“ genannt) – fungiert als natürlicher Schutzfilm und darf auf keinen Fall sofort abgewaschen oder als Schimmel missverstanden werden. Da Weintrauben nach der Ernte nicht nachreifen, lohnt es im Zweifel, eine Beere zu kosten: Nur die vollständige Reife garantiert volles Aroma und ausgewogene Süße.
