Rotwild / Rothirsch

Dass wir unseren Text über Rotwild mit dem Jahr 1923 beginnen, ist alles andere als ein Zufall. Immerhin müssen wir erst einmal klarstellen, was ein Hirsch definitiv nicht ist. Danach lernen wir Deutschlands größtes Wildtier genauer kennen, finden heraus, warum man eigentlich von „Rotwild“ spricht und was es mit dem exquisiten Fleisch auf sich hat. Außerdem begegnen wir gleich einer ganzen Gruppe von Spießern.

Danke, Disney!

1923. Die letzten Worte waren geschrieben und der österreichische Autor Felix Salten legte erleichtert den Griffel zur Seite. Er hatte nicht wirklich lange gebraucht, um die Erzählung nieder zu schreiben und er war zufrieden. Ein nettes, kleines Kinderbuch war entstanden - "Bambi, ein Leben im Walde" war fertig. Es lief auch alles sehr gut mit dem Büchlein und alle waren glücklich. Es lief sogar dermaßen gut, dass ein gewisser Walt Disney auf die Geschichte aufmerksam wurde und Ende der Dreißigerjahre die Filmrechte kaufte. "Bambi" wurde Disneys fünfter abendfüllender Zeichentrickfilm und kam 1942 in die US - amerikanischen Kinos.

Unabhängig davon, dass der Streifen weltweit riesige Erfolge feierte und bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist, begannen damit aber Probleme, die bis in die Jetztzeit reichen - und die haben vor allem mit Rehen zu tun.

Bambi! Bitte!

Die ursprüngliche Erzählung handelt nämlich von einem Rehkitz, das in den Wäldern Österreichs lebt. Für Disney stellte diese Maxime ein fast unüberwindliches Hindernis dar, weil sein Film in Amerika erfolgreich sein sollte – und es in ganz Nordamerika einfach keine Rehe gibt. Niemand (vor allem der Zuschauer nicht) würde genau wissen, wie ein Reh aussehen könnte, und amerikanisch war das ja auch nicht gerade, wenn ausgerechnet die Hauptrolle mit einem total unbekannten Ausländer besetzt würde.

Disney dachte kurz scharf nach, schlug vielleicht in Brehms Tierleben nach und beschloss, aus dem Rehkitz ein nordamerikanisches Weißwedelhirschkalb zu machen – daher die hübschen Punkte und später die stattliche Statur.

Langer Rede kurzer Sinn: Seit ‚Bambi‘ sind nicht wenige – wir würden sogar sagen, sehr viele – immer noch der Überzeugung, dass ein Reh das Kind und ein Hirsch der Vater wäre. Und das ist natürlich vollkommen falsch.

Was was ist

Richtig ist, dass Rehe und Hirsch zwar irgendwie zur selben Familie gehören, dabei jedes aber eine eigene Art, Gattung, Tribus und Unterfamilie darstellt. Sie sind wirklich nur sehr weitläufig miteinander verwandt. Sie unterscheiden sich in allen möglichen Belangen, aber wir wollen an dieser Stelle ja eigentlich über den Rothirsch sprechen.

Seinen Namen verdankt er seinem rötlich schimmernden Sommerfell, im Winter müsste er eigentlich ‚Graubraunhirsch‘ heißen. Mit einem Gewicht von bis zu 250 Kilo, einer Länge von bis zu 2,50 Meter und einer Schulterhöhe von bis zu 1,50 Meter ist er das größte in Deutschland lebende Wildtier.

Nur die männlichen Exemplare (‚Hirsche‘) bilden ein Geweih aus, das sich einmal im Jahr pünktlich zur Paarungszeit (Brunft, September bis Oktober) komplett erneuert, während die Hirschkühe (‚Alttiere‘) auf diese Anstrengung gerne verzichten. Da die weiblichen und die männlichen Tiere in verschiedenen Rudeln leben und die Töchter und Mütter gut ohne Geweih auskommen, nennt man die weiblichen Exemplare auch ‚Kahlwild‘. Interessant zu wissen, dass das weibliche Leittier immer ein Kalb führt und die anderen Tiere ihm vollkommen freiwillig folgen, ohne, dass zuvor irgendwelche Rangfolgen ausgekämpft werden müssten. Einjährige weibliche Kälber nennt man – das nur der Vollständigkeit halber - ‚Schmalwild‘ und einjährige männliche: ‚Spießer‘.

Wild im Wald

Obwohl man den relativ scheuen Tieren in freier Natur normalerweise nur sehr selten begegnet, wird der Bestand in Deutschland auf ca. 200.000 Tiere geschätzt. Das ist einerseits eine gute Nachricht, weil der Rothirsch damit keineswegs als bedroht anzusehen ist. Andererseits kann er in unserer Kulturlandschaft nicht mehr leben, wo er eigentlich leben möchte: Auf größeren Freiflächen (‚Offenland‘) in der Nähe eines Waldes. Aus Mangel an Alternativen zieht er sich notgedrungen mehr und mehr in die Wälder zurück und frisst mit Vorliebe die Triebe junger Bäume, was die Forstwirtschaftler regelmäßig auf die Palme bringt.

Sozusagen als Kompromiss zwischen Holz und Hirsch werden darum jedes Jahr aufs Neue Abschusskontingente festgelegt, die dazu dienen, einerseits die Biotope nicht zu überfordern und gleichzeitig den Rothirsch Rothirsch sein zu lassen. In einem normalen Jahr werden um die 70.000 Stück Rotwild erlegt. 

Verwendung in der Küche

Das Fleisch des Rotwilds ist dunkelrot, besonders mager und hat eine kernige Struktur sowie lange Fasern. Es steckt voller Proteine, Mineralstoffe und Vitamine und wird als besonders gesund angesehen.

Einkauf & Aufbewahrung

Wenn Sie frisches Fleisch gekauft haben, können Sie dies bis zu drei Tage im Kühlschrank aufbewahren. Achten Sie darauf, dass es bei maximal 7°C gelagert wird. Tiefgekühltes Fleisch lässt sich bis zu 16 Monate lang verwenden.

Verwendung

Beim Kochen wird vor Allem das Fleisch junger Tiere – besonders von Kälbern und einjährigen Tieren – bevorzugt, da es besonders zart ist. Ältere Tiere können sehr festes Fleisch haben, welches sich aber sehr gut zum Beizen oder Marinieren eignet, da dieses Zubereitungsarten das Fleisch mürbe machen.

Rotwild wird in verschiedenen Teilstücken angeboten, zum Beispiel der Rücken, die Keulen, die Schultern („Blätter“), Hals, Träger und Bauch.

Mit Hals, Träger oder Bauch lassen sich sehr gut Suppen zubereiten. Die restlichen Stücke des Rotwilds, vom Filetstück abgesehen, können sehr gut geschmort werden. Das Filet sollte möglichst nur kurz gebraten werden, damit es nicht trocken und zäh wird.

Rotwild schmeckt sehr gut zu Knödeln und Rotkraut. Preiselbeeren passen ebenfalls mit ihrer leichten Säure sehr gut dazu und runden ein Gericht mit diesem Wildfleisch ab.

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