Bánh Mì

Ist Ihnen in letzter Zeit der Begriff „Bánh Mì“ begegnet und Sie konnten noch nichts damit anfangen? Die vietnamesischen Sandwiches kommen derzeit bei uns schwer in Mode, was höchst erfreulich ist, weil sie wirklich unfassbar lecker sind. Aber: Wie sind sie eigentlich entstanden? Warum ausgerechnet in Vietnam? Was muss unbedingt hinein? Und was bedeutet der Name genau?

Good Morning, Vietnaaaaaaam!

Dass Vietnam es in seiner jahrtausendealten Geschichte nicht leicht hatte – und auch nicht leicht haben konnte –, wird schnell klar, wenn man sieht, wo und wie es eigentlich liegt: Als letzter Landstrich des südostasiatischen Kontinents liegt es nicht nur direkt am Pazifik, am Südchinesischen Meer und am Golf von Tonking, war also all denen im Weg, die sich weiter westlich befanden und ans Wasser wollten. Es grenzt auch direkt an China, Kambodscha und Laos. Es ist zwar flächenmäßig ungefähr so groß wie Deutschland, mit einer Länge von über 1.600 Kilometern und einer Breite von höchstens 600 Kilometern allerdings relativ lang und schmal.

Mon dieu!

Vor allem seine geopolitische Lage, seine reichen Rohstoffvorkommen und natürlich sein quasi grenzenloser Zugang zum Meer weckten nicht nur immer wieder einmal Begehrlichkeiten der Nachbarländer, sondern ab Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem auch die der Franzosen, die zu der Zeit die zweitgrößte Kolonialmacht waren und den Hals einfach nicht voll bekommen konnten. Man muss sich das vorstellen: Bis sage und schreibe 1954 bildete Vietnam zusammen mit Laos und Kambodscha „Französisch-Indochina“, das erst durch die vernichtende Niederlage der französischen Kolonialtruppen am 7. Mai 1954 den Befreiungsschlag schaffte und noch im Juli desselben Jahres die volle staatliche Souveränität zurückerlangte. Und kaum zeigte sich dieser Hoffnungsschimmer am Horizont seiner überaus bewegten Geschichte – tauchten die amerikanischen Soldaten auf. Diese arme, gebeutelte Nation.

Vorsprung durch Verzehr?

Fast genug der Geschichtsstunde, schließlich wollen wir uns ja mit dem Bánh Mì befassen und nicht mit der Dummheit und Gier der Menschen. Allerdings müssen wir doch noch einen kurzen Abstecher in die Historie machen, um zu verstehen, wie aus einer vollkommen absurden Annahme ein überaus köstliches Sandwich werden konnte.

Kehren wir also noch einmal kurz zum Beginn der französischen Okkupation Vietnams zurück, konkret nach 1859: In diesem Jahr fuhren und feuerten die ersten französischen Kanonenboote den Saigon-Fluss hinauf, trugen Sieg für Sieg davon und gründeten nach Jahren der gewonnenen Schlachten 1887 das französische Kolonialgebiet Indochina. Offenbar konnten die französischen Soldaten und Generäle sich diesen insgesamt doch recht schnellen Erfolg (immerhin hatten sie bis dahin Vietnam, Kambodscha und Laos unterworfen) selbst nicht so ganz erklären und griffen zu einem Ansatz, der wirklich extrem außergewöhnlich war: Sie führten ihre Siege nämlich nicht auf ihre rein technisch-militärische Übermacht zurück (die den Angegriffenen damals in der Tat nicht den Hauch einer Chance ließ), sondern dachten sich, dass ihre Stärke allein von der Art und Weise herrührte, wovon und wie sie sich ernährten: Ihrer Meinung nach kam ihre geistige und körperliche Überlegenheit von Brot und Fleisch, während die Asiaten vornehmlich Reis und Fisch zu sich nahmen.

Die spinnen, die Franzosen

In logischer Konsequenz importierten die Besatzer in den folgenden Jahrzehnten Weizen aus Frankreich und ließen aus Schwein und Rind Würste und Pasteten herstellen, die gut haltbar waren und die lange Reise in den Südosten schadlos überstanden. Sogar die Butter wurde in Frankreich gemacht und dann über die Weltmeere geschippert, damit Kraft, Stärke und geistige Größe der französischen Kolonialisten bloß nicht nachließen. So buken sie aus ihrem Mehl Baguettes, genossen sie mit Pasteten, Käse, Butter und Wurst, nannten das überaus kostspielige Vergnügen „casse-croûte“ und waren zufrieden.

Adieu!

Zumindest bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, denn nun rief das Heimatland an ganz andere Fronten, Tausende französische Soldaten und Zivilisten verließen Vietnam, die Konserven, die Butter und der Weizen blieben in rauen Mengen zurück – und weil sie nun keiner mehr brauchte, fielen die Preise hierfür ins Bodenlose.

Gut so!

Viele Vietnamesen hatten sich nämlich in der Zwischenzeit sehr mit den europäischen Köstlichkeiten angefreundet und nun begann das schönste und kreativste Experimentieren mit den jetzt erst erschwinglichen Grundzutaten und dem, was das eigene Land so zu bieten hatte. Statt Butter wurde schnell Mayo zum Fettlieferanten, dem Teig wurde etwas Reismehl beigemengt, was das Brot fluffiger und knuspriger machte, selbst gemachte, mit Fischsoße gewürzte Schweinepastete, gebratenes Fleisch, frisches und eingelegtes Gemüse, Salate und Tofu kamen hinzu und für die richtige Würze sorgten Chilis, Koriander und sonstige Kräuter.

In verkürzender Abwandlung zum französischen „casse-croûte“ hieß das neue Nationalgericht nun „cát-cụt“ und wer es eilig hatte, konnte seine Portion auch zum Mitnehmen bestellen: Das „Bánh Mì“, bei dem sämtliche Zutaten schlicht in das aufgeschnittene Baguette drapiert wurden, war geboren.

Das schnelle und köstliche Essen wurde sehr schnell zum echten Kassenschlager, was man sehr gut daran erkennen kann, was „Bánh Mì“ eigentlich auf Vietnamesisch bedeutet: Brot. Sonst nichts. Einfach Brot. Was für eine Erfolgsgeschichte …

Der Klassiker

Die Varianten gehen heutzutage natürlich in die Tausende, aber ein klassisches, typisches Bánh Mì braucht unbedingt folgende wenige Zutaten:

  • das Brot, seitlich eingeschnitten und kurz aufgebacken
  • Mayonnaise
  • Do Chua, süßsauer eingelegtes Gemüse aus Karotten- und Rettichstreifen
  • Koriander
  • Sojasoße

Gurkenscheiben, Salat, Gemüse, frische Chilis, Fleisch, Meeresfrüchte, Ei, Frühlingszwiebeln, Leberpastete, Bacon, Schinken, Tofu, Soßen: Alles kann hinein, aber ein Bánh Mì ohne Koriander, Mayo und Do Chua ist einfach kein Bánh Mì.

Von der vietnamesischen Küche inspiriert

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