Mediterrane Ernährung

Was meinen Sie, warum das Mittelmeer so heißt, wie es heißt? Oder wie viele Anrainerstaaten es hat? Hätten Sie gedacht, dass es ausgerechnet die französische Küche nicht auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit geschafft hat? Und dass es im Grunde nur drei Hauptnahrungsmittel gibt, die alle Länder am Mittelmeer verbinden? Oder dass die berühmte „Mittelmeer-Diät“ überhaupt keine Diät ist?

Das Mittenmeer

Haben Sie auf Anhieb eine Idee, warum das Mittelmeer eigentlich Mittelmeer heißt? Die Römer zum Beispiel nannten es erst mal ganz anders, was vor allem mit ihrer Vorherrschaft in der Region zu tun hatte. Sie waren das einzige Volk überhaupt, das über alle, aber auch wirklich alle Länder und Küstenregionen des Meeres herrschte, und deshalb nannten sie das riesige Gewässer – ob dieser Leistung höchst zufrieden und selbstbewusst – schlicht „unser Meer“, „Mare Nostrum“. In vielen heute gesprochenen romanischen Sprachen wie Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch leitet sich der Name dagegen von dem Begriff „mar medi terraneum“ ab, was so viel wie „Meer inmitten des Landes“ bedeutet (womit natürlich das Römische Reich gemeint war).

Ganz schön was los

Auf jeden Fall erstreckt sich das Mittelmeer ungefähr 4.000 Kilometer von Ost nach West und bis zu 800 Kilometer von Nord nach Süd, und mit einer Fläche von ca. 2,5 Millionen Quadratkilometern ist es immerhin so groß, dass Deutschland sieben Mal hineinpassen würde. Es grenzt an gleich drei verschiedene Kontinente, nämlich Europa, Asien und Afrika, und jede Menge Anrainerstaaten haben sich an seinen Küsten etabliert:

Spanien, Frankreich, Monaco, Italien, Malta, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Griechenland, die Türkei, Zypern, Syrien, Libanon, Israel, Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko – kein Wunder, dass es im Grunde unmöglich ist, von der einen mediterranen Küche zu sprechen. Die verschiedenen Landesküchen weisen zwar einige gemeinsame Elemente wie die häufige Verwendung von Olivenöl, mediterranen Kräutern und auch Knoblauch auf, unterscheiden sich teilweise aber auch erheblich voneinander. Deshalb gibt es genau genommen auch keine „Mittelmeer-Küche“.

Einen Versuch war’s ja wert

Die UNESCO hat sich aber trotzdem an die Arbeit gemacht und immerhin wenigstens die Küchen von Zypern, Kroatien, Spanien, Griechenland, Italien, Marokko und Portugal in den Rang des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit erhoben. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war aber nicht nur die gastronomische Besonderheit. Für die UNSECO spielten auch der allgemeine Lebensstil, landestypische Gemeinsamkeiten sowie nationale Traditionen und Rituale eine große Rolle. So gesehen wurde also eine kulturell-kulinarische Grenze gezogen. Und weil sie bestimmte Kriterien nicht erfüllen, wurden zum Beispiel Frankreich, fast alle afrikanischen Anrainer, die Türkei und auch die Levante von der Liste ausgeschlossen. Schon seltsam …

Reiche Ernte

Das mehr oder weniger typische Klima des Mittelmeers, trockene, warme Sommer und regnerische, milde Winter, sind seit jeher ideal, um Weizen, Trauben und Oliven anzubauen. Diese Nahrungsmittel werden in sämtlichen Ländern der Region verwendet und ergeben drei wichtige „Standbeine“ der mediterranen Küche: Öl, Wein und Brot. Damit ist es allerdings noch lange nicht vorbei mit den Gemeinsamkeiten. Auch frisches Gemüse wie Tomaten, Auberginen, Paprika, Zucchini, Knoblauch, Lauch und Zwiebeln, Fisch und Meeresfrüchte, Kräuter und Gewürze wie Thymian, Rosmarin, Koriander, Salbei, Fenchel, Kümmel, Anis, Oregano und Basilikum, Fleisch und natürlich (Vollkorn-)Getreide, Hülsenfrüchte, Nudeln und Reis werden am gesamten Mittelmeer geschätzt und mit Freuden verarbeitet und verzehrt.

Einfach etwas anders

Insgesamt kommen relativ viele ungesättigte Fette ins Essen, die Ernährung ist vitamin- und ballaststoffreich. Und interessanterweise spielt die Menge der täglich aufgenommenen Kalorien gar keine besonders große Rolle: Es ist keineswegs so, dass die mediterrane Küche besonders kalorienreduziert daherkäme. Die Energie stammt nur aus anderen Quellen, und das sind viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide und Öl, aber wenig tierische Proteine und tierisches Fett.

Mit anderen Worten sind schon ihre Zutaten ziemlich gesund für den menschlichen Organismus, wobei vor allem das Verhältnis von Gemüse und Obst zu Fleisch (noch mal: viele pflanzliche, wenige tierische Bestandteile in Form von Fleisch oder Milchprodukten) eine große Rolle spielt. Und auch, wenn wir das in unseren Breiten gar nicht recht glauben mögen, selbst der Genuss von Wein oder anderem Alkohol fällt viel geringer aus, als man gemeinhin denkt: Ein kleines (!) Gläschen Wein oder ein (!) Schnaps zum Essen dient eher der Geselligkeit und vor allem der geschmacklichen Abrundung als der gewollten Erheiterung einer Gastgesellschaft am Tisch.

Ergebnis: Die Lebenserwartung derer, die sich konsequent „mediterran“ ernähren, ist recht hoch (wenn sie nicht rauchen und sich ausreichend bewegen), der Anteil an Herz-Kreislauf-Erkrankungen recht gering und auch die geistige Frische bleibt wohl deutlich länger erhalten.

Welche Diät?

Wenn Forschende aus aller Welt die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Akribie und ihres Scharfsinns veröffentlichen, so tun sie das in den allermeisten Fällen in einem entsprechenden Fachmagazin und in den allermeisten Fällen auf Englisch. Das ist im Grunde auch gut so, weil sich nun die Kollegen in aller Welt mit Thema und Ergebnis befassen und sich sprachlich standardisiert untereinander austauschen können. Problematisch wird es nur dann manchmal, wenn bestimmte Begriffe im Englischen eine ganz andere Bedeutung haben als in der Übersetzung in andere Sprachen.

Das Wort „Diet“ ist so ein Beispiel. Auch im Englischen kann es als Maßnahme zur Gewichtsreduktion oder zur Verbesserung des Gesundheitszustands verstanden werden, sehr oft beschreibt das Wort aber schlicht eine ganz allgemeine Ernährungsweise. Jemand, der sich vornehmlich von Chips und Cola ernährt, wäre demnach nicht „auf Diät“, sondern hätte sich nur eine spezifische Art und Weise von „Ernährung“ zu eigen gemacht. Und gesund muss die gar nicht sein.

Hauen Sie ruhig rein!

Womit wir auf fast direktem Weg bei der berühmten „Mittelmeer-Diät“ angekommen wären. Die Studien hierzu, die in den 1960er-Jahren begonnen wurden, beschreiben und beobachten, wie sich die „ganz normale“ Ernährung der Menschen rund ums Mittelmeer auf ihre Gesundheit auswirkt – siehe oben. Wurden die auf Englisch verfassten Ergebnisse in andere Sprachen übertragen, zum Beispiel ins Deutsche, passierte dann das Unausweichliche, und so entstand der Eindruck, dass eine „Kalorienreduktion à la Mittelmeer“ (Mittelmeer-Diät im Sinne von Verzicht) der perfekte Weg zu besserer Gesundheit sei. Genau das mit den Kalorien spielt bei einer „mediterranen Ernährung“, wenn überhaupt, aber nur eine sehr untergeordnete Rolle. Am Mittelmeer nehmen die Leute im Idealfall auch reichlich Energie zu sich, die allerdings aus anderen, viel gesünderen Quellen stammt.

Wenn Sie sich also kulinarisch und körperlich etwas Gutes tun wollen: Essen Sie sich an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Getreide satt und verwenden Sie reichlich Olivenöl. Verstehen Sie Alkohol, Süßigkeiten und auch Käse, Fisch und Fleisch als reine Genussmittel und nehmen Sie sie als das, was sie am Mittelmeer immer schon waren: die kleine geschmackliche Krönung einer Mahlzeit – und nicht ihr Hauptbestandteil.

Also guten Appetit und: Gesundheit!

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